20 Okt

Begnadigung: Todesstrafe wird in „Lebenslänglich“ umgewandelt

 

Hartmannsdorf (Muht Press). Ein längeres Fast-Familiendrama fand heute auf der Wiese sein Ende: Ein Schaf, das vor vielen Jahren aus seiner Woll-Familie in die Fremde verkauft worden war und fortan sein Leben als Gesellschafterin eines Ponys fristete, wurde heute überraschend auf die Wiese schafversetzt. Es war daheim mehrfach straffällig geworden: Neben Grasmissbrauchs in zahlreichen Fällen kamen auch noch Sachbeschädigung und Wirrsinn zur Verhandlung.

Das Urteil, im Frühjahr gesprochen, lautete „Tod durch Erstechen“, konnte jedoch in buchstäblich letzter Sekunde noch einmal ausgesetzt werden: Der beauftragte Vollstrecker wurde noch am Abend der geplanten Urteilsvollstreckung, ca zwei Stunden vor dem Termin, zunächst abbestellt. – Ein Vor-Ort-Termin der Berufungsstelle von Muht zum Gras ergab die prinzipielle Möglichkeit der Umwandlung des Todesurteils in „Lebenslänglich Schafherde“, jedoch ging die Familie des Tieres nun überraschend in Widerspruch und behielt das Strafschaf auf Probe selbst. – Mit dem nahenden Winter mehrten sich jedoch die Probleme erneut, und die Aussetzung der Strafe wurde von der Familie widerrufen.
Die Berufungskommission eilte daher heute wieder zur Abwendung der erneut drohenden Todesstrafe. Das straffällig gewordene Schaf wurde durch eine Polizeibeamtin und den zuständigen Wiesenwärter abgeführt und am heutigen Tag auf die Wiese zur Verbüßung der lebenslänglichen Herdenstrafe verbracht.
Moritz, Oberwiesenaufseher und Herdenverantwortlicher, nahm die Neue in die Runde auf und erklärte ihr zunächst das Wiesengesetz. MariettaDieKugel kümmerte sich sodann um die Integration in die Truppe. „Ich versteh zwar nicht, was sie da sagt, sie spricht irgendeine Fremdsprache“, sagte Marietta, „aber mit Klauen und Kopf kriegen wir das schon hin mit der Verständigung. Ich bleib in ihrer Nähe und helfe ihr, sich zurechtzufinden.“ „Endlich jemand, der noch dicker ist als wir“, freuten sich Anni und Nanni unisono. „Da fühlt man sich ja gleich wie Heidi Klum!“ „Klumbum“, murmelte Alma Von Stollberg. „Allmählich reichts mit diesen Neuerungen, man blickt ja kaum noch durch!“
Die Neue, die den Namen „DasSchaf“ erhielt, bemüht sich unterdessen redlich, nicht aufzufallen. „Ich mach auch wirklich nichts mehr kaputt“, flüsterte sie niedergeschlagen. „Ich wollte das nie, aber ich war so durcheinander und irgendwie nicht ich selbst.“
Brigade Wolle wurde von Moritz zur Patenbrigade der Neuen ernannt. „Ihr zeigt ihr jetzt die Wiese und wir alle zusammen das ordnungsgemäße Leben“, ordnete er an.
Während dieser Ansprache fuhr am Tor ein Pferdegespann vorbei. DasSchaf rief etwas von „Meinesgleichen“ und rannte am Zaun mit, bis der zu Ende war. „Völlig verrückt, der müssen wir erstmal schafisch beibringen“, stöhnte Marietta und suchte nach den Lehrbüchern.

Wir halten Sie auf dem Laufenden.

PS. Liebe DasSchaf, wir wünschen Dir von Herzen ein gutes Ankommen an diesem aufregenden Tag nach diesem gefährlichen Halbjahr und ganz viele, viele schöne Schaftage in der Gesellschaft, die Du brauchst. Pferde, weißt Du, sind gar keine Wiederkäuer. Willkommen bei uns – willkommen im Leben.