25 Jul

Mu(h)tiges Hortprojekt mit Artikel in „Freie Presse „

Burkhard Werner und Claudia Nier vom Tier-Rettungs-Verein „Muht zum Gras“ haben Kindern aus Hartmannsdorf ihr Projekt vorgestellt. Bis jetztwurden 14 Schafe vor der Schlachtung gerettet.

Foto: Andreas Seidel

Neuer Verein rettet Schafe vorm Schlachthof

Eigentlich würde es die Tiere gar nicht mehr geben. Jetzt stehen sie auf einer Wiese in Hartmannsdorf und erhielten einen Extra-Besuch.

Von Rita Türpe
erschienen am 25.07.2017

Hartmannsdorf. Der neunjährige Leon aus der Kindergruppe des Hortes der Hartmannsdorfer Grundschule hat noch nie ein Schaf gestreichelt. Beim Projekt mit dem Verein „Muht zum Gras“ wagte er sich gestern nach kurzem Zögern an eines der Tiere aus der 14-köpfigen Schafherde heran. Die Tiere grasten auf einer umzäunten Wiese neben dem Seniorenzentrum in der ehemaligen Textilfabrik Recenia.

Der im Februar 2016 in Hartmannsdorf gegründete Verein will nach eigenen Angaben Tiere vor der Schlachtung retten. Über Tierpatenschaften finanzieren die derzeit 18 Mitglieder die Futter- und Tierarztkosten. Überdies wolle der Verein Kinder und Erwachsene dafür sensibilisieren, in Nutztieren mehr als nur Lieferanten billigen Fleisches zu sehen, sagte Vize-Vorsitzender Burkhard Werner. Massentierhaltung und Umweltzerstörung sind seiner Ansicht nach verantwortungslos. Er wolle seinen drei Kindern und anderen Heranwachsenden Alternativen aufzeigen, so der 44-Jährige. Begegnungen mit Tieren seien eine Voraussetzung dafür, dass Kinder den respektvollen Umgang mit ihnen erlernen können, ergänzte Vereinsmitglied Claudia Nier. Besucher seien auf der vom Verein gepachteten Wiese gern gesehen.

„Für die Mädchen und Jungen ist der Ausflug einer der Höhepunkte im Ferienprogramm“, sagte die stellvertretende Hortleiterin Uta Scheffler. Die Kinder erlebten, was es im Heimatort zu entdecken gibt. Die meisten hätten zudem bei Basteleien im Hort schon Erfahrungen mit dem Filzen von Wolle gemacht. Nun selbst einmal einem Schaf in das wollige Fell zu greifen, sei für sie auch aus diesem Grund spannend.

Nachdem sich die besonders vorsichtigen Kinder von den Gastgebern hatten versichern lassen, dass Schafe nicht plötzlich zubeißen, streichelten, kraulten und fütterten sie die Tiere ausgiebig. „Wenn man sich regelmäßig mit den Tieren befasst, werden sie viel zutraulicher“, sagte Marie. Die Schafe und Kaninchen bei ihr zu Hause würden als Nutztiere gehalten und auch geschlachtet. Doch bis dahin haben sie ein gutes Leben, erzählte die Neunjährige. Mitschülerin Nina hat zu Hause Hund und Katze. Ein Schaf würde ihr als Spielgefährte nicht so gut gefallen. Die siebenjährige Lenja berichtete von ihrem Kaninchen Stupsnase, das nie geschlachtet werden dürfe, wie sie erläuterte.

Auch die Schafe auf der Wiese an der Recenia haben Namen. „Wir sind kein Gnadenhof, dazu fehlen uns Zeit und Geld“, sagt Werner. Es könnten deshalb nicht noch mehr Tiere aufgenommen werden. Er arbeitet als Physiotherapeut und Fachschullehrer in der Ausbildung von Altenpflegern und Sozialassistenten. Manche Vereinsmitglieder sind noch in der Ausbildung, andere wohnen weit entfernt und können nur mit Spenden helfen. Der „harte Kern“ aus Hartmannsdorf und Umgebung kümmere sich um die Tiere. Diese sollen lange leben und damit demonstrieren, was der Verein erreichen will. Tierschützerin Nancy Spindler aus Chemnitz hat sich den Projekttag als Gast angeschaut: „Ich will eine Kooperation der Chemnitzer Gruppe des Tierschutzvereins Animal Rights Watch mit den Hartmannsdorfern anstoßen. Mir imponiert der gute Draht dieses Vereins zu den Kindereinrichtungen des Ortes.“

© Copyright Chemnitzer Verlag und Druck GmbH & Co. KG