10 Nov

Tatort Wiese.

Hartmannsdorf (Muht Press). In schönster Novembersonne kam es am gestrigen Mittag zu einem Herdenüberfall, in dessen Folge es ungezählte Tote geben wird. Die Täter erschienen getarnt als Fußpflegebrigade, angereist von nah, fern und ferner, hatten aber nicht nur Klauenschere und -messer, Gartengerät aller Couleur und Müllbeutel, sondern auch pures Gift dabei.
„Gefangen haben sie uns! Das ist hier nicht üblich! Das lass ich mir nicht nochmal bieten!“, empörte sich Nanni, die den Pediküristen das Leben besonders schwer gemacht hatte. „Wo gibts denn sowas, und sowas nennt sich Tierrettungsverein!“ „Ekelhaft, diese weiße Brühe“, schimpfte auch Annabell. „Ich hab mich wirklich geweigert, das Zeug hinterzuschlucken, aber die haben mich gezwungen! Nochmal nicht!“
„Ich wollte meiner Herde ja helfen, mit einem Stoßtrupp hatten wir den Zaundurchbruch ja schon kurzzeitig geschafft“, murmelte Moritz bedrückt. „Die eine Masche war etwas eng“, gab Sabse zu Protokoll, „wir sollten alle ein bisschen abspecken, dann bleiben wir beim nächsten Mal nicht stecken!“
„Wenigstens ist die Wiese jetzt blitzeblank und sauber“, freute sich KonnyMitK über den aggressionsfreien Einsatz der beiden Leipziger HofLebensglück-Mädels, die sich am Mordgeschehen nicht beteiligt hatten und statt dessen die Wiese kehrten. „Auch die ollen Müllhaufen sind wieder weg“, musste auch Nala zugeben. „Es hat sich sicher noch nicht rumgesprochen, aber wir brauchen hier wirklich keine Flaschenspenden und haben nach wie vor keine Verwendung für Altplastik. Wir recyceln nur Gesträuch!“ „Und Laub! Man hat uns Laub serviert! Bergeweise!“ jubelte Steffi. „Durch den Zaun kommt man da so schlecht ran!“
„Ungewöhnliches Laufgefühl“, wunderte sich währenddessen die schwarze bescheidene Neuskudde. „Ich dachte immer, Kippeln gehört zum Wandern dazu, aber mit diesen glattgefeilten Füßen läuft es sich gleich viel schöner!“ – Sprachs – und probierte vorsichtig einen Freudenhüpfer.
Die drei Skuddenkinder bewunderten derweil gegenseitig ihre funkelnagelneuen gelben Ohrringe. „Etwas mehr Auswahl wäre nett gewesen. Ich hätt meine gern mit Einhörnern gehabt“, sagte Tofu, bevor sie sich einen Spiegel suchte. „Jetzt sind wir in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen“, freute sich Olga.
Einzig Moni, formerly known as DasSchafDasDemPonyGehörte, trug die Angelegenheit mit Fassung. „Ich weiß gar nicht, was die ganze Aufregung soll – schicke Nägel, Kuschelüberfälle, Brot zuhauf. Ein wundervoller Tag! Jetzt fehlt mir nur noch mein Pony, dann wär ich hier auch glücklich. – Das wünsch ich mir einfach zu Weihnachten.“

Die eigentliche Tragödie jedoch vollzog sich im Stillen.

Aus aktuellem Anlass – Ein Nachruf.

Es wohnte innen drin im Schaf
Familie Wurm sehr still und brav.
Sie war’n bescheiden, stumm und friedlich
Und fanden ihre Kindlein niedlich.

Der Mensch mag Wurm im Schaf nicht leiden
Und tat deshalb zum Morde schreiten:
Er kippte Gift ins Schaf hinein
Und es begann im Schaf die Pein.

Es krümmt sich wimmernd Mutter Wurm
Und Vater Wurm ging aus der Form.
Die kleinen süßen Würmerkindel
Verschmutzen panisch ihre Windel –
Und unter Tränen und Geschrei
War’s Würmerleben dann vorbei.

Dem Schaf entfliegt ein leiser Wind,
Weil Seelen auf der Reise sind…
Mit Schafgewürmen ist nun Schluss. –
Es sieht der Mensch das mit Genuss.

Die kleinen, armen Würmchenseelen
Die werden dieser Erde fehlen!!!!
Sie waren echte Pazifisten. –
Nun ruhen sie in schmalen Kisten.

Ruht in Frieden.